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Dolmetschen. Das haben wir gelernt, studiert, geübt, trainiert. Jahrelang. In Kabinen, mit einem Pult und Knöpfen dran, die gedrückt oder gedreht werden. Kanäle für Ein- und Ausgangskanal lassen sich wählen, Lautstärke und Pegel werden eingestellt, das Mikrofon ein-, aus oder stummgeschaltet. Je nach Hersteller sind die Knöpfe mal rund, mal eckig, aber das waren auch schon die gröbsten Unterschiede.

Die Ohren nehmen das auf, was im Raum in die Mikrofone gesagt wird, die Atmosphäre im Raum und Publikumsreaktionen werden auch wahrgenommen.

Die Augen blicken nach vorne zum Live-Geschehen im Raum. Man sieht Redner:innen, das Publikum, die gezeigte Präsentation. Ein kurzer Blick zur Seite zur Kabinenpartner:in gibt Rat, Unterstützung, im Notfall sogar eine Notiz mit einer Zahl oder einem zitierten Eigennamen. Eine kaum wahrnehmbare Geste signalisiert den richtigen Zeitpunkt für den regelmäßig anstehenden Wechsel beim Simultandolmetschen. Die Übergabe gelingt geschmeidig, denn wenn der eine aufhört zu sprechen, übernimmt die andere.

Auf dem Tisch in der Kabine finden ein Laptop Platz, genutzt zum Verfolgen der gezeigten Unterlagen oder zum Nachschlagen, und der ein oder andere Notizzettel.

Und dann – wir erinnern uns – war das auf einmal alles nicht mehr möglich. 5 Kubikmeter Atemluft geteilt durch zwei Dolmetscher:innen in einer Kabine? Wie soll man in einem Raum mit Innenmaßen von 1,60 m x 1,60 m denn bitteschön 2 m Mindestabstand halten? Mal ganz davon abgesehen, dass Konferenzen und Versammlungen von Menschen aus unterschiedlichen Hausständen ja zwischenzeitlich überhaupt nicht zulässig waren. Konferenzen und Meetings wurden in den virtuellen Raum verlegt. Die Dolmetschtechnik wanderte hinterher.

Aus der Hardware-Konsole in der Kabine wurde eine Software-Konsole. Vielmehr entstand eine Vielzahl an Softwarelösungen, die alle irgendwie ein kleines bisschen anders funktionieren und mal mehr, mal weniger zum Simultandolmetschen bei Videokonferenzen geeignet waren und sind: RSI, Remote Simultaneous Interpreting. Oder auch Restloser Schutz vor Infektion.

Bevor ich also als Dolmetscher die Tätigkeit des Simultandolmetschens (das, was ich ursprünglich mal gelernt habe, siehe oben) hier übernehmen kann, heißt es: sich vertraut machen mit der jeweilig genutzten Software-Lösung und den Details ihrer Funktionen, sich mit den Kollegen einigen, wie kommuniziert wird. Übergabe? Hustenanfall? Tonstörung? Der kurze Seitenblick mit Augenaufschlag funktioniert von Homeoffice zu Homeoffice eben nicht so ohne Weiteres. Meine Augen muss ich erweitern auf diverse Bildschirme, um Redner:innen und Publikum sowie die Präsentation sehen zu können, die mit Kollegen geteilten Notizzettel wandern auf ein zweites Gerät. Nachschlagewerke und vorbereitetes Material möchten auch gesehen werden. Dabei absolviere ich sozusagen eine Weiterbildung als Pilotin, denn ich komme mir vor wie in einem Cockpit oder Kontrollzentrum. Rasant Schneller Input. Meine Ohren müssen sich darauf verlassen, dass am anderen Ende der Leitung ein geeignetes Mikrofon genutzt wird, bestenfalls nur eines zur gleichen Zeit. Ich hoffe, dass Bild und Ton zueinander passen und zwischendurch die Internetleitung keiner der beteiligen Personen in die Knie geht. RSI könnte auch eine Abkürzung sein für Richtig Stabiles Internet.

Mit Abklingen der Pandemie-Situation sehen wir wieder vermehrt Veranstaltungen vor Ort. Fast so wie früher, nur mit Maske. Die technische Weiterentwicklung und die Verlagerung von Meetings in den virtuellen Raum ist jedoch nicht mehr umkehrbar, hat man doch vielerorts zu schätzen gelernt, dass sich Zeit und Kosten sparen lassen, wenn Teilnehmer für ein 2stündiges Gespräch nicht aus aller Welt persönlich anreisen müssen. Reisekosten- und Spesenabbau durch IT-Lösungen?

Wir wünschen uns und unseren Kunden jedenfalls die richtige Mischung aus Reden, miteinander Sprechen und Ideenfindung und freuen uns darauf, bei der Sprachvermittlung weiter unterstützen zu können. Remote oder vor Ort. Ganz wie gewünscht.

Dieser Beitrag wurde von Hildegard Malpricht geschrieben

Hildegard Malpricht:

Hildegard Malpricht - Diplom Dolmetscherin

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